In der österreichischen Hauptstadt sollen 17 Verdächtige eine Zwölfjährige immer wieder sexuell missbraucht haben. Obwohl die Ermittlungen noch laufen, sind die mutmaßlichen Täter auf freiem Fuß.
DER SPIEGEL> »Wir müssen über die Ursachen reden, wie solche schrecklichen Taten überhaupt möglich sind mitten in unserem schönen Wien.« Birol Kilic, Vorsitzender der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich
Der Bezirk Favoriten galt schon seit Kaisers Zeiten als Gegend der sozial Schwächeren, eine Arbeiterhochburg. Das Viertel ist inzwischen migrantisch geprägt, nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich hier viele Neuankömmlinge an, etwa aus dem damaligen Jugoslawien und aus der Türkei.
Tatverdächtige und Opfer wohnen im selben Viertel
Nicht zuletzt diese seit teils mehreren Generationen ansässigen Wiener alarmiert der Missbrauchsfall: »Wir verurteilen diese schrecklichen Taten aufs Schärfste«, sagt Birol Kilic, der der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich (TKG) vorsteht.
Er will seine Aussagen als allgemeingültig verstanden wissen und nicht insinuieren, das betroffene Mädchen hätte eine Migrationsbiografie.
Der Fall müsse unabhängig von Nationalitäten schnell und vollständig aufgeklärt werden. »Da darf nichts unter den Teppich gekehrt werden«, sagt Kilic dem SPIEGEL. »Wir müssen aber auch über die Ursachen reden, wie solche schrecklichen Taten überhaupt möglich sind mitten in unserem schönen Wien.« Kilic spricht davon, dass die Anwesenheit einer größeren Anzahl von unbegleiteten jungen Männern aus Kriegs- und Krisengebieten solche Vorfälle wahrscheinlicher machen. Diese Migranten sind seiner Meinung nach durch traumatische Erlebnisse besonders anfällig dafür, sich nicht an Regeln, Gesetze und lokale Traditionen zu halten. »Diese Jugendlichen lungern ohne Beschäftigung in unseren Straßen, Parks und U-Bahn-Stationen herum«, sagt Kilic. »Hier findet keine Integration statt.« Viele Wiener Familien mit migrantischen Wurzeln fühlen sich demnach schon länger unwohl mit dieser Entwicklung“ sagt TKG-Chef Kilic mit Blick auf den aktuellen Missbrauchsfall.“ ( Spiegel,07.03.2024)