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Die Geschichte der türkischen Juden

von Naim Güleryüz Forscher und Präsident  der  „Fünfhundertjahre Stiftung“ (Quintencennial Foundation)

Deutsche Bearbeitung von Birol Kilic / Aus dem Jahr 1992

Vorwort

In der Mitternacht vom ersten August auf den zweiten des Jahres 1492, als Columbus mit seiner Flotte sich auf den Weg machte, für eine Entdeckungsreise, die später seine berühmteste sein wird, fuhr er von dem relativ unbekannten Hafen von Palos ab, da die Ausfahrten von Cadiz und Sevilla durch die sephardischen Juden, die durch das Ausweisungsedikt der Königin Isabella und des Königs Ferdinand von Spanien vertrieben worden sind, versperrt waren.

Die Juden wurden gezwungen, entweder zum Christentum überzutreten oder das Land  unter der Androhung: „Sie wagen ja nicht zurückzukommen…. nicht einmal einen unbefugten  Schritt zurückzutreten, auf welche Art und Weise es auch sei“ zu verlassen. Sie ließen ihr Land, ihr Eigentum, ihre persönlichen Sachen und alles, was ihres war und mit dem sie vertraut  waren, zurück, um ihren Glauben, ihre Tradition, ihr Erbe nicht aufgeben zu müssen.

Im fernen Türkisch-Osmanischen Reich reichte ein Herrscher den verfolgten Juden von Spanien, den Sephardim, sofort die Hand zum Willkommensgruß. Es war Sultan Bayazid II.

Als wir uns damals an das Jahr 1992 annäherten, an das 500. Jubiläum der Entdeckung des Amerikanischen Kontinents, war die jüdische Diaspora nicht nur mit dem Andenken der Vertreibung , sondern auch mit dem sieben Jahrhunderte langem,  aufblühenden jüdischen Leben unter der moslemischen Herrschaft in Spanien und mit den Empfang der Juden im Osmanischen Reich im Jahre 1492 beschäftigt.

Dieser Humanismus ist im Einklang mit der Wohltätigkeit und dem Wohlwollen, die vor allem von der Türkischen Regierung gegenüber den Leuten der verschiedenen Glaubensrichtungen, Kulturen und Hintergründen entgegengebracht wird.  Tatsächlich kann die Türkei als ein Modell für jede Nation, die aus aller Welt Flüchtlinge vor seiner Tür findet, dienen.

Im Jahr 1992 werden die türkischen Juden nicht nur den Jahrestag dieses gütigen Willkommens feiern, sondern  auch den bemerkenswerten Geist der Toleranz und der Akzeptanz, der die gesamte jüdische Erfahrung in der Türkei kennzeichnete. Die geplanten Veranstaltungen, Symposien, Konferenzen, Konzerte, Ausstellungen, Filme und Bücher, die Renovierung alter Synagogen usw. werden die Langlebigkeit und die Prosperität der jüdischen Gemeinde in Erinnerung rufen. Als ein Ganzes beabsichtigen die Veranstaltungen den Reichtum und die Sicherheit des Lebens der Juden, die sie im Osmanischen Reich und anschließend in der Türkischen Republik gefunden haben, in dieser mehr als fünfhundert Jahre dauernden friedlichen  Zeitspanne, zu demonstrieren und zu zeigen, dass es tatsächlich nicht unmöglich ist, für die Leute verschiedenen Glaubens unter einer Fahne zu leben.

Die Geschichte der Juden in Anatolien hat viele Jahrhunderte vor der Einwanderung der sephardischen Juden angefangen. Die Reste der jüdischen Siedlungen vom 4. Jahrhundert (v. C.) wurden in der ägäischen Region entdeckt. Der Historiker Josephus Flavius berichtet, dass Aristoteles „während seiner Reise durch  Kleinasien jüdische Leute traf, mit denen er einen Meinungsaustausch hatte.”

Antike Synagogen-Ruinen wurden in Sardis, in der Nähe von Izmir mit dem Datum von 220 v. C. gefunden. Und Spuren anderer jüdischer Siedlungen wurden in der Nähe von Bursa, im Südosten und entlang des Ägäischen Meeres, des Mittelmeers und an der  Schwarzmeerküste entdeckt.

Eine in Ankara gefundene bronzene Säule bestätigt die Rechte, die Kaiser Augustus  den Juden von Kleinasien gewährte.

Mit der türkischen Eroberung blühten jüdische Bevölkerungsgruppen in Anatolien auf und florierten weiter. Als die Osmanen 1324 Bursa eroberten und die Stadt zu ihrer Hauptstadt machten, fanden sie hier eine unterdrückte Jüdische Gemeinde. Die Juden empfingen  die Türken als Retter. Sultan Orhan gab ihnen die Erlaubnis  Etz ha-Hayyim („Der Baum des Lebens“) eine Synagoge zu erbauen, die bis vor 50 Jahren auch in Takt geblieben war.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts, als die Osmanen ihre Hauptstadt in Edirne gründeten, wanderten Juden aus Europa, darunter auch Karaiten, in die Stadt ein.[1]

Ebenso fanden Juden, die 1376 aus Ungarn, oder die, die aus  Frankreich von Charles VI im September 1394 vertrieben worden sind, weiters die, die im frühen 15.Jahrhundert  aus Sizilien flüchteten, Zuflucht im Osmanischen Reich.

In den 1420ern, flohen die Juden aus Saloniki, damals unter venezianischer Herrschaft, nach Edirne.[2]

Die osmanische Gesetzgebung war viel toleranter als die byzantinische. Tatsächlich, beginnend im frühem 15. Jahrhundert, haben die Türken die Einwanderung der Juden  aktiv unterstützt. Ein Brief, der von Rabbi Yitzak Sarfati aus Edirne, zu den jüdischen Gemeinden in Europa geschickt wurde, „lud seine Leute ein, die Erniedrigungen, die sie unter dem Christentum leiden, zu verlassen und in der Türkei Sicherheit und Wohlfahrt zu suchen.“[3]

Als  Mehmet II., „Der Eroberer“, im Jahre 1453 Istanbul eroberte, begegnete er hier einer unterdrückten romanischen  (byzantinischen) jüdischen Gemeinde, die ihn mit Begeisterung willkommen hieß.  Sultan Mehmet II verkündete allen Juden, „sich im besten Lande niederzulassen, jeder neben seinem Feigenbaum, mit Silber und Gold, mit Reichtum und mit den Tieren“.[4]

1470 wurden die Juden aus Bayern von Ludwig X. vertrieben und auch sie fanden Zuflucht im Osmanischen Reich.[5]

Die  Aufnahme durch Sultan Bayazid II. gab den vertriebenen Sephardim neue Hoffnung. 1492 erteilte der Sultan den Regierungen der Provinzen den Befehl “ zum Eintritt der Juden nicht einzumischen oder denen keine Schwierigkeiten zu verursachen, sondern sie herzlich zu empfangen.“[6]

Nach Bernard Lewis: „Den  Juden wurde nicht nur erlaubt, sich niederzulassen, sondern sie wurden dazu ermutigt, es wurde ihnen dabei geholfen, manchmal wurden sie sogar gezwungen.

Immanual Aboab führte die berühmte Bemerkung auf Bayazid II. zurück, dass „der katholische Monarch fälschlicherweise als weise betrachtet worden sei, weil er durch die Vertreibung der Juden Spanien verarmt und die Türkei bereichert hat.”[7]

Die Ankunft der sephardischen Juden änderte die Struktur der Gemeinde und die ursprüngliche Gruppe von romanischen Juden ging in der neuen Gemeinde völlig auf.

Über die Jahrhunderte hat sich eine zunehmende Anzahl von europäischen Juden, die der Verfolgung entfliehen wollten,  im Osmanischen Reich niedergelassen. Im Jahr 1537 fanden die Vertriebenen von Apulien (Italien) – nachdem die Stadt unter der Leitung  von Papal gefallen ist – ebenso eine sichere Zuflucht wie die, die 1542 aus Böhmen von König Ferdinand vertrieben worden waren.[8]

Im März 1556 schrieb Sultan Suleyman der Prächtige einen Brief an Papst Paul IV, in dem er ihn nach der sofortigen Entlassung von Juden Ancona Marranos fragte, den er als Osmanischen Staatsbürger deklarierte. Der Papst hatte keine andere Alternative als ihn zu entlassen, da das Osmanische Reich damals die Supermacht  war.

Im Jahre 1477 waren 1647 jüdische Haushalte in Istanbul. Sie machten 11% aller Haushalte aus. Ein halbes Jahrhundert später wurden 8070 jüdische Häuser in der Stadt aufgelistet.

Die Geschichte der Türkischen Juden

300 Jahre nach der Vertreibung konkurrierten der Wohlstand und die Kreativität der osmanischen Juden mit denen des Goldenen Zeitalters in Spanien. Vier türkische Städte; nämlich Istanbul, Izmir, Safed (Israil) und Saloniki wurden die Zentren des Sephardischen Judentums.

SEPHARAD

Was bedeutet das?
Sepharad ist der hebräische Name von Spanien.

Es ist aber eine weniger bekannte Tatsache, dass das Wort Sepharad in den Heiligen Schriften   vorkommt; (Obadiah 1:20) im Sinne einer Region um Sardis herum, wo jüdische Vertriebene nach der Besetzung von Jerusalem von Nebukadnezar deportiert worden waren. Dieser Name wurde später Spanien zugewiesen. Die sog. Sephardim sind die Juden, die 1492 aus Spanien  und später 1496 aus Portugal vertrieben worden sind.

Viele osmanische Hofphysiker waren Juden: Hakim Yakoub, Joseph und Moshe Hamon, Daniel Fonseca, Gabriel Buenauentura, um nur einige wenige zu nennen.

Einer von den meist signifikanten Erfindungen, die die Juden ins Osmanische Reich gebracht haben, war die Druckerpresse. 1493, nur ein Jahr nach der Vertreibung aus Spanien, errichteten David und Samuel ibn Nahmias die erste hebräische Druckerpresse.

Osmanische Diplomatie wurde öfters von den Juden ausgeführt. Joseph Nasi, zum Herzog von Naxos ernannt, war der frühere Portugiese Marrano Joao Miques. Ein anderer portugiesischer Marrano[9],  Aluaro Mandes, wurde für seine diplomatischen Dienste für den  Sultan, zum Herzog von Mytilene ernannt. Salamon ben Nathan Eskenazi sorgte für die ersten diplomatischen Beziehungen zum Britischen Imperium. Jüdische Frauen wie Dona Gracia Mendes Nasi, „La Seniora”, und Esther Kyra übten beträchtlichen Einfluss am Hof aus.

In der freien Atmosphäre des Osmanischen Reiches blühte die jüdische Literatur auf.

Joseph Caro übersetzte  „Shulhan Arouh“. Shlomo haLevi Alkabes komponierte  „Lekhah Dodi”; eine Hymne, die den Sabbat willkommen hieß, entsprechend sowohl den sephardischen wie ashkinazischen Ritualen. Jacob Culi fing an, dem berühmten „MeAm Loez” zu schreiben. Rabbi Abraham ben Isaac Assa wurde bekannt als der Vater der Judeo-Spanischen Literatur.

Am 27.Oktober im Jahre 1840 erließ Sultan Abdulmecid seinen berühmten Ferman bezüglich  der „Blut Verleumdung Anschuldigung“, in dem er sagte:“…..und aufgrund  der Liebe, die wir für  unsere Untertanen  haben, können wir nicht erlauben, dass die jüdische Nation, deren Unschuldigkeit für die angebliche Verbrechen offensichtlich ist, weiters geplagt und gepeinigt  zu werden wegen den Anschuldigungen, die in der Wahrheit nicht das geringste Fundament haben…..“

Nach der osmanischen Tradition, war jede nichtmuslimische Gemeinde verantwortlich für seine eigenen Institutionen, einschließlich der Schulen. Im frühen 19. Jahrhundert hat Abraham de Camondo eine moderne Schule gegründet, „La Escola“. Diese Schule verursachte einen ernsthaften Konflikt zwischen den konservativen und den säkularisierten Rabbis, der nur durch die Intervention von Sultan Abdülaziz 1864 geschlichtet werden  konnte. Im selben Jahr wurde das Werk Takkanot haKehilla („Die Grundsätze der jüdischen Gemeinde“) veröffentlicht, das die Strukturen der Gemeinde definierte.

Ein wichtiges Ereignis im Leben der osmanischen Juden war die Abspaltung im 17. Jahrhundert, die von  Sabetay Sevi, einem Pseudomessias, der in Izmir lebte, geführt wurde. Er trat später mit seinen Anhängern zum Islam über.

Die Bemühungen um eine Reform des Osmanischen Reiches  haben 1856 zu einer Proklamation von „Hatti Humayun” geführt, die alle osmanischen Bürger, moslemische wie nicht-moslemische, vor dem Gesetz gleichstellte.

Als ein Ergebnis fing die Führerschaft der Gemeinde an von religiösen Figuren zu den säkularen Kräften überzugehen. Der Erste Weltkrieg brachte ein Ende des Glanzes des Osmanischen Reiches. An seine Stelle trat die junge türkische Republik. Mustafa Kemal Atatürk wurde als Präsident gewählt; das Kalifat wurde abgeschafft und eine säkulare Verfassung wurde ins Leben gerufen. Im Vertrag von Lausanne aus dem Jahr 1923 wurde die Türkei als ein völlig unabhängiger Staat in seinen heutigen Grenzen anerkannt.  Es wurden ihr drei nichtmoslemische, religiöse Gruppen sowie Minderheitenrechte zugestanden und man erlaubte ihnen mit ihren eigenen Schulen, sozialen Institutionen und Fonds weiterzumachen. 1926, am Vorabend der Adaptation des Schweizer Zivilrechts, gab die Jüdische Gemeinde ihren Minderheitenstatus in Fragen des Privatrechts auf.

Während der tragischen Tage des Zweiten Weltkrieges gelang es der Türkei seine Neutralität zu bewahren. Schon 1933 forderte Atatürk viele jüdische, prominente Professoren aus Nazi Deutschland auf zu fliehen und sich in der Türkei einzusiedeln. Davor und während der Kriegsjahre leisteten diese Akademiker einen großen Beitrag zur Entwicklung des türkischen Hochschulsystems. Während des Zweiten Weltkriegs diente die Türkei als ein sicherer Übergang für viele Juden, die dem Horror des Nationalsozialismus zu entkommen versuchten.

Während die jüdischen Gemeinden von Griechenland beinahe zur Gänze von Hitler ausgerottet worden sind, sind die türkischen Juden in Sicherheit gewesen. Verschiedene  türkische Diplomaten, Botschafter Behic Erkin und Numan Menemencioglu, die Generalkonsule Fikret Sefik Özdoganci, Bedii Arbel, Selahattin Ulkumen; die Konsule Namik  Kemal Yolga und Necdet Kent, um einige von ihnen zu nennen [10], haben  sich  mit ihrer ganzen Kraft bemüht, die türkischen  Juden vom  Holocaust zu retten und waren  auch  erfolgreich.

Salahattin  Ülkümen,  Generalkonsul  in  Rhodos während  der Jahre 1943 und 1944, wurde von  Yad  Vashem als  ein  „Gerechter Gentleman“, als ein „Hassid Umot ha´ Olam“ im  Juni 1990 anerkannt. Die Türkei setzt ihre Bemühungen fort, eine  Zuflucht, ein sicherer Hafen  für alle diejenigen, die vor Dogmatismus, Intoleranz und vor Verfolgung fliehen, zu sein.

Die gegenwärtige Größe der jüdischen Gemeinde in der Türkei wird ungefähr auf 26.000 geschätzt. Die größte Mehrheit lebt in Istanbul. Ungefähr 2500  leben in Izmir. Andere kleinere Gruppen sind in Adana, Ankara, Bursa, Canakkale, Iskenderun und in Kirklareli verteilt. Die Sephardische Gruppe macht 96% der Gemeinde aus. Eschkinazis bilden den Rest der Gemeinde. Es gibt ungefähr 100 Karaiten, die die Autorität des Oberrabbiners nicht anerkennen.

Die türkischen Juden werden gesetzlich – wie seit vielen Jahrhunderten- von  Hahambasi, dem Oberrabbiner, vertreten. Rav David Asseo, Oberrabbiner seitdem er 1961 gewählt wurde, wird von einem religiösen Beirat -bestehend aus ein Rosh Bet Din und drei Hahamim- unterstützt. Fünfunddreißig Rechtsberater kümmern sich für um die säkularen  Angelegenheiten der Gemeinde und ein Führungskomitee von vierzehn Leuten, mit einem Präsidenten, der aus den Rechtsberatern gewählt wird, beschäftigt sich mit den alltäglichen Problemen.

Synagogen werden  als  religiöse Stiftungen (Vakifs) klassifiziert. Es sind  16 Synagogen in Istanbul, die heute noch in Betrieb sind. Es gibt den Gottesdienst an Urlaubsorten nur während des Sommers. Manche davon  sind  sehr alt, insbesondere die Ahrida Synagoge in  Balat, die noch vor dem 15.Jahrhundert zu datieren ist.

Hasköy und Kuzguncuk Friedhöfe, die aus dem 15. und  16. Jahrhundert stammen, sind heute noch im Gebrauch.

Die meisten jüdischen Kinder besuchen staatliche Schulen oder private türkischsprachige oder  fremdsprachige Schulen, viele sind an den Universitäten inskribiert. Zusätzlich hat die  Gemeinde eine Volksschule für 300 Schüler und eine Unterstufen-Schule für 250 Schüler in Istanbul sowie einen Kindergarten für 140 Kinder in  Izmir.

Türkisch und Hebräisch sind die Unterrichtssprachen. Es wird 35 Stunden pro Woche  unterrichtet.

Während jüngere Juden Türkisch als ihre Muttersprache sprechen, spricht die ältere Generation zu Hause Französisch oder JudeoSpanisch (Ladino).

Eine bewusste Anstrengung wurde aufgebracht, um das Erbe von Ladino zu aufbewahren.

Lange Zeit  hatten  die  Juden  ihre eigene Presse. La Buena Esperansa und La Puerta dew Oriente wurden 1843 in Izmir und zehn Jahre später Or Israel in Istanbul  publiziert.

Nur eine Zeitung hat überlebt: Salom (Shalom), eine achtseitige Wochenzeitschrift mit sieben  Seiten auf Türkisch und eine Seite auf  Ladino.

Ein Gemeindekalender (Halila) wird  jedes  Jahr vom Oberrabbiner gedruckt und wird  gratis an alle, die ihren Beitrag (Kisba) für Wohltätigkeitsorganisationen gezahlt haben,  verteilt.  Die Gemeinde darf keine Steuern  erheben, aber sie  kann  um  Spenden bitten.

Zwei jüdische Krankenhäuser, das eine mit 98 Betten –  Or  haHayim in  Istanbul – und  das andere mit  22  Betten – Karatas Krankenhaus in Izmir – gehören zur Gemeinde.

Beide Städte haben Altenheime (Moshav Zekinim) und verschiedene  Wohltätigkeitsorganisationen  um die  Armen, den  Kranken, den bedürftigen Kindern  und  den  Waisenkindern,  zu  helfen.

Soziale Klubs mit Bibliotheken, Kultur- und Sportanstalten, Diskotheken stehen  jungen Menschen  zu Verfügung. Hier haben sie die Chance, sich  mit den anderen  zu  treffen.

Die  jüdische  Gemeinde ist  heute  natürlich  eine  ganz  kleine Gruppe  in  der  Türkei, wenn wir in Betracht ziehen,  dass von der gesamten Population  99 % Moslems sind und dies mehr als 60 Millionen sind.

Aber trotz ihrer geringen  Anzahl  haben  sich  die Juden mit ihren Erfolgen  hervorgetan.

Es  sind  zahlreiche  jüdische  Professoren, die an den Universitäten in Istanbul und in  Ankara unterrichten,  und viele türkische Juden sind prominente Leute in  der  Wirtschaft, in der Industrie und in den freiberuflichen Professionen.

Die Geschichte der türkischen Juden  – von Naim Güleryüz

1992 steht für den  fünfhundertsten  Jahrestag des großzügigen  Empfangs  von  Sephardim aus der  türkischen  Heimat.

Türkische Juden fühlten, dass  es  angemessen  und richtig wäre,  eine umfassende Feier in  der  Türkei, in  den  Vereinigten  Staaten und in  Europa in Gang zu setzen.

Jüdische Geschichte ist voll von traurigen Ereignissen, die mit Gedenkfeiern und Gedenkdiensten gekennzeichnet sind. Aber nun war da ein wichtiges Ereignis zu feiern.   Zum einen der Jahrestag der Ankunft der sephardischen Juden im Osmanischen Reich und zum zweiten fünfhundert Jahre kontinuierliches, friedliches  Zusammenleben in der  Türkei.

Die Fünfhundertjahre Stiftung wurde 1989 von  einer  Gruppe von  113 türkischen Bürgern, von  Moslems und  Juden zugleich, gegründet. Die „Quincentennial“ Stiftung, die in Istanbul gegründet worden ist und auch dort ihren Hauptsitz hat, plant ein dreijähriges, kulturelles und akademisches  Programm in der Türkei und im Ausland, hauptsächlich in den Vereinigten Staaten, in Kanada und in Mexiko, in Frankreich, England, in Italien und in  Europa.

Die Stiftung  fängt mit einem sehr ehrgeizigen  Programm an, das der Bedeutung  des Anlasses gemäß ist. Was ihnen an  der  Anzahl fehlt, haben die türkischen Juden mit  Enthusiasmus und Engagement wettgemacht. Und sie gehen ihrer Vision mit Begeisterung nach.

Dieses Programm wurde entworfen, um das vielfältige und  reiche  Erbe der türkischen  Juden einem breiteren  Publikum bekanntzumachen.

 

[1] Mark Alan Epstein, „The Ottoman Jewish Communities and their role in

the 15th and 16th centuries“

[2] Joseph Nehama, „Histoire des Israelites de Salonique“

[3] Bernard Lewis, „The Jews of Islam“

[4] Encyclopedia Judaica, Volume 16 page 1532

[5] Avram Galante, „Histoire des Juifs d’lstanbul“, Volume 2

[6] Abraham Danon, in the Review Yossef Daath No. 4

[7] Immanual Aboab, „A Consolacam as Tribulacoes de Israel, III Israel“

[8] H. Graetz, „History of the Jews“

[9] Das Wort hat auf spanisch verschiedene Bedeutungen. Es bedeutet u.a. (sowie das Wort Schwein)  auch zum Christentum zwangskonvertierte Jude, der insgeheim seiner eigenen Religion nachgeht. (Anmerkung der Übersetzerin L.A.K. )

[10] Yad Vashem ist die nationale Gedenkstätte in Israel zur Erinnerung an Verfolgung und Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten. (Die Anmerkung der Übersetzerin)

10 Immanual Aboab, „A Consolacam as Tribulacoes de

Israel, III Israel

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