Wien – Feindschaft gegen Juden als Menschen, Volk und Religion ist ein altes Phänomen. Diese zunächst religiöse Judenfeindschaft war die Grundlage des Rassenantisemitismus bis hin zum Holocaust. Die Vereinten Nationen erklärten den 27. Jänner, den Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1945, zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Auschwitz ist das Synonym für den Massenmord der Nazis an den Juden, dem ersten Versuch einer technologisch organsierten Liquidierung eines ganzen Volkes. Diesem modernen Rassenantisemitismus ging eine religiöse Judenfeindschaft voraus. Christliche Religionsgemeinschaften haben Judenhass (Antisemitismus) längst thematisiert, scharf verurteilt und bereits wesentliche Schritte zur Überwindung dieses Erbes gesetzt.
Im islamischen Raum und unter den hier wohnenden Muslimen in Europa verzeichnet man in letzten Jahrzehnten bedauerlicherweise eine dramatische Steigerung des Judenhasses. (Beispiel: Malmö, Paris, Toulouse, Brüssel) Das beweisen entsprechende Umfragen (WZB-Berlin, Amadeu-Antonio Stiftung, Bielefelder Institut für Konfliktforschung, Grundrechtsagentur der Europäischen. Union und Deutsches Institut für Islamfragen.
Die Menschen in Europa unabhängig von ihrer religiösen und ethnischen Zugehörigkeit – sind gerade an diesem Internationalen Holocausttag gefordert, sich in Solidarität gegenüber Rassismus, Fundamentalismus, Juden- und Muslimenfeindlichkeit zusammen zu finden und zu verhindern, dass Mitglieder ihrer Gemeinschaften selbst zu antijüdischen oder sonstigen religionsfeindlichen oder rassistischen Akteuren werden.
Im Sinne einer pädagogischen Aufklärung kommt den Religionsverantwortlichen eine besondere Bedeutung zu, weil sie mit Besinnung auf den Kern aller Religionen zum Schutz der Menschenwürde besondere Akzente für den Frieden setzen können. Daraus ergibt sich auch die Notwendigkeit eigene theologische Traditionen auf ihre gegenwärtige Bedeutung hin kritisch zu hinterfragen, um sich von menschenverachtenden und meist politisch motivierten und aus dem historischen Kontext gerissenen theologischen Inhalten klar zu distanzieren.
Spannungen aufgrund unterschiedlicher politischer Narrative und Ansichten bezüglich Konflikten in anderen Teilen der Welt dürfen nicht nach Österreich importiert werden. Ganz im Gegenteil: in Österreich sind Akzente zu setzen, die zeigen sollen, dass Frieden und Solidarität unter den Religionen möglich ist. Die Muslime unter uns verwehren sich dagegen, dass Verse ihres heiligen Buches, des Korans, dazu benutzt werden, gegen andere Religionen, wie das Judentum oder das Christentum, zu hetzen. Vielmehr genießen das Judentum wie auch das Christentum besondere Anerkennung im Koran. Religiösen Antijudaismus, wie er von der Theologie des politischen Islams mit fundamentalistischen und verfälschten Koran-Interpretationen vertreten wird, lehnen wir ab.
Insbesondere verurteilen wir alle unmenschlichen und rassistischen Hadithe späteren Datums, die Verleumdungen gegenüber der Lehre des Propheten darstellen. Das Wort „Islam“ im Koran hat als Wurzel das Wort „Selam“, das „Friede“ bedeutet. Alle Muslime sind verpflichtet durch ihre Taten und Handlungen das Wort „Selam“ auch zu leben.
Die Juden unter uns weisen darauf hin, dass gemäß den Prinzipien der sieben noachidischen Gesetze der Ethik (Talmud Sanh. 56) Andersgläubige einen den Juden gleichen Anteil an der kommenden Welt haben und wir aus diesem Grunde jegliche Missionierung ablehnen. Angehörige anderer Religionen sind für uns gleichberechtigte Partner. Die Österreichische Bundesverfassung zu der wir uns alle als oberster ziviler Rechtsordnung bekennen, legt die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben.
Islamische Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich
Israelitische Kultusgemeinde Wien – Israelitische Religionsgesellschaft
Türkische Kulturgemeinde in Österreich