Religion

Unfähigkeit von Muslimen?

Nach dem Fund des leblosen Körpers von Aylan sind wir alle herausgefordert, unsere eigene Verantwortung den Flüchtlingen gegenüber zu überdenken, und ob wir uns wirklich ausreichend genug für den Frieden einsetzen.

 

Gastkommentar von Prof. Dr. Ednan Aslan

 

Aylan ist wegen des Bildes nun ein Flüchtlingsopfer mit Namen – nicht das erste und weitaus nicht das letzte Kind als Opfer der Kriege in unserer Welt. Dass nun eines dieser Kinder mit Bild und Namen durch die Medienlandschaft gereicht wird, sollte ausreichend sein, um mehr Sensibilität in diesen Tagen aufkommen zu lassen, denn alle Flüchtlingskinder dieser Tage sind Aylan.

 

Die westlichen Staaten sind mit den Flüchtlingsströmen anscheinend überfordert. Ist es der Wohlstand, das unbekümmerte und gesicherte Leben, welches angesichts dieser hereingebrochenen Dramatik diese Überforderung erzeugt? Wie sonst kann es sein, dass im Vergleich zu den Flüchtlingszahlen anderer Länder im Nahen Osten diese vergleichsweise geringe Zahl an Flüchtlingen dermaßen für Aufruhr sorgt? Würden die Flüchtlinge gerecht aufgeteilt werden, würden in manchen Gemeinden Europas gerade mal max. 30 Flüchtlinge leben müssen. Politische Uneinigkeit erzeugt hier noch mehr Leid als nötig.

 

Umso weniger kann ich die Haltung der reichen islamischen Staaten wie Saudi Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate oder des Oman nachvollziehen, die doch allein schon aus religiöser Pflicht ihre geschundenen Glaubensgeschwister, die ihnen auch noch kulturell nahe stehen, aufnehmen müssten. Die großen Gelehrten wie Qaradawi und Politiker wie Erdogan kritisieren paradoxerweise das Verhalten des Westens, verlieren aber kein Sterbenswörtchen an Kritik gegenüber Saudi Arabien oder aber Katar, die eigentlich an diesem Krieg in Syrien direkt beteiligt sind!

 

Auch richtet sich mein Unverständnis an die Muslime in Österreich, die einerseits ganz berechtigt die Flüchtlingspolitik des Westens kritisieren, sich aber andererseits nicht aufraffen können, lautstark vor der Botschaft Saudi Arabiens ihren Protest zu verkünden, um diese an ihre Verantwortung zu erinnern. Sonst sind viele aktive Organisationen ja mit den netten und berauschend beeindruckenden Einladungen und finanziellen Förderungen dieser arabischen Staaten sehr gut vertraut.

 

Wenn es auch sehr bitter ist, diese Realität zur Kenntnis zu nehmen, möchte ich doch wiederholt sagen, dass die Muslime selbst in der Lage sein sollten, ihre eigenen Probleme zu lösen. Wenn über eine Milliarde Muslime nicht in der Lage sind, diesen Krieg in Syrien zu beenden, dann scheint mir deren Kritik gegen den Westen wie ein Schrei hoffnungsloser Unfähigkeit zu sein. Wie anders sonst kann man diese Dramatik gegenwärtig verstehen?

 

Ein Koranzitat soll diesen Artikel beenden und zum Nachdenken anregen, denn eine friedliche und positive Zukunft der Muslime hängt allein davon ab:

 

„Wahrlich, Gott ändert nicht die Lage der Menschen, außer sie ändern ihr inneres Selbst.“ Koran 13;1

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