Da uns immer wieder Fragen zum Thema Homosexualität im Koran erreichen, möchten wir im Namen der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich (TKG Think Tank) einen kurzen Überblick zu diesem Thema aus unserer Sicht und Interpretation des Korans geben.
Frage: Was sagt der Koran zur Homosexualität?
Ausgehend von den eindeutigen („muhkem“) Gebots- und Verbotsversen des einzig verbindlichen, göttlichen Offenbarungsbuches des Islam, nämlich des Koran, lässt sich unseren Erachtens eines feststellen, was wir wie folgt detailliert erklären.
Unterdrückung, Tyrannei, Ausbeutung, Raubbau
Es gibt im Koran kein Verbot der Homosexualität, sondern ein generelles Verbot in allen Lebensbereichen, mit den Normen gegen Unterdrückung, Tyrannei, Ausbeutung, Raubbau am Menschen, an allen Lebewesen und insbesondere an der Natur. Der Koran, der auch den Namen „Furkan“, „Buch der Normen zur Unterscheidung von Erwünschtem und Unerwünschtem“ trägt, legt diese Normen als Gebote und Verbote fest.
„Partner“, nicht „Gattin“ bzw. „Gattinnen“
Im Koran heißt es in Sure 30 (Römer-Kapitel), Vers 21 ganz genau: „Es ist eines der Zeichen Seiner Existenz, dass Er unter euch „PARTNER“ geschaffen hat, mit denen ihr in Frieden leben sollt, und dass Er zwischen euch Zuneigung und Barmherzigkeit geschaffen hat.“. Das sind Lehren für ein nachdenkliches Volk. Hier sehen wir, wie Liebe und Partnerschaft im Koran aussehen. In Sure 30, ar-Rûm, Vers 21 heißt es, dass Gott für den Menschen Partner oder Gefährten (arabisch nicht Ehefrau, sondern Partner, Gefährte) geschaffen hat, bei denen er Ruhe, Liebe und Barmherzigkeit finden soll. Der Partner kann dabei männlich oder weiblich sein.
Lügen und Verleumdung als Religion sind nicht erlaubt
Aus mündlich überlieferten und außerhalb des Koran niedergeschriebenen Büchern (Hadith) , meist aus dem Alten Testament oder Derivaten wie dem Talmud, werden dem islamischen Propheten Aussagen in den Mund gelegt, die der Prophet weder gesagt noch gelebt hat, die auch von dem Koran nicht erwünscht sind. Der Prophet Mohammed ist laut dem Koran ein normaler Mensch, und erbringt als solcher keine Wunder, läuft nicht über Wasser, kann nicht mit seinem Stab Meere trennen, oder Blinde mit einer Berührung heilen. Das einzige Wunder welches er erlebt hat, ist die göttliche Offenbarung durch Erzengel Gabriel, nämlich ein Buch namens Koran. Der Koran warnt Propheten Mohammed sogar in mehreren Versen, dass er als Mensch aufpassen sollte um nicht seine eigenen Gelüste und Wünsche als Gottes Wort darzustellen. So offen sind die Verse des Korans. Somit ist klar, Mohammed soll Freund aller Menschen sein, sowie neutral und moralisch handeln. Andere Religionen müssen respektiert werden, aber Copy-Paste im falschen Zusammenhang, oder alte Traditionen hier als Gottesoffenbarung darzustellen, ist Vielgötterei bzw. Ausbeutung der Muslime, und demnach nicht zu tolerieren. Es sind Lügen und Verleumdungen gegen den Propheten, gegen Frauen, bis hin zur Homosexuellen. Die Verfolgung und Tyrannei an Homosexuellen muss aufhören. Im Koran steht die Würde des Menschen im Vordergrund, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, solange er nicht unterdrückt, tyrannisiert, ausbeutet oder anderweitig andere Menschen verletzt, und/oder die Natur oder die Tierwelt zerstört. Lügen und Verleumdungen als Religion dürfen heute nicht erlaubt sein.
Aber natürlich wollen wir die Geschichte von Lot nicht unter den Teppich kehren. Denn die kommt gleich mit dem Koran.
Lot: Die Geschichte aus der Genesis im Koran versus ersten Buch Mose und in der Genesis.
Wir wissen, dass es im Koran nur eine einzige Geschichte gibt, die einigen Versen ähnelt, nämlich die Geschichte von Lot (Lut) und seinem Stamm, die ihren Ursprung in etwa in der biblischen Sodom-Geschichte im ersten Buch Mose und in der Genesis hat. Nicht mehr und nicht weniger.
Aus all dem folgt nicht, dass der Koran homosexuelle Beziehungen gutheißt oder verbietet, solange sie anderen nicht aufgezwungen werden.
Faktum: Es ist klar, dass der Koran von seinen Gläubigen keine homosexuellen Beziehungen verlangt, sondern heterosexuelle. Aber er verbietet sie nicht. Solange sie nicht gegen den Willen des Menschen geschehen. Und umgekehrt. Was der Koran verbietet, ist Unterdrückung und Tyrannei, was er will, ist die Beziehung zwischen den Geschlechtern.
Faktum: Lot ist, wie Sie wissen und in den offenen Quellen nachlesen können, eine jüdische und christlich-biblische Gestalt, die auch im Koran erwähnt wird, und zwar an der einzigen Stelle im Koran, an der von homosexuellen Beziehungen die Rede ist, die eigentlich noch weicher ist, als in der Bibel.Das Wort Homosexualität kommt im Koran nicht vor. Man kann in das Wort Gottes, etwas was nicht ausschließlich vorkommt, nicht einfach hineininterpretieren. Sowas ist Halbwissen, Frechheit, vor allem aber Götzendienst. ( Arabisch: Schirk)
Nach dem Buch Genesis (Gen 11,27-31 EU) war Lot der Sohn Harans und damit ein Neffe Abrahams, mit dem er, mit Familie und Herden, aus Mesopotamien nach Kanaan einwanderte und sich dort niederließ: Abraham als Hirtenpatriarch, Lot als Städter in Sodom am heutigen Toten Meer (Gen 13,12 EU). Nach dem Bericht des Lukasevangeliums bezog sich Jesus auf die Ereignisse um Lot und Sodom: „Und es wird sein wie zu Lots Zeiten: Sie aßen und tranken, sie kauften und verkauften, sie pflanzten und bauten. Aber an dem Tag, an dem Lot von Sodom wegging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel, und alle kamen um. So wird es auch an dem Tag sein, an dem der Menschensohn geoffenbart wird“ (Lk 17,28-30 EU). In Lk 17,32 EU erinnert Jesus in diesem Zusammenhang besonders an das Schicksal der ungehorsamen Frau Lots: „Denkt an die Frau des Lot!“
Der Koran (Quellen: 1. Koran, Kapitel Hud, Verse: 78-82, 2. Koran, Kapitel Hijr, Verse: 31-77, 3. Koran, Kapitel Anbiya, Vers 78, 4. Koran, Kapitel Ankebut, Verse: 28-35, 5.) sieht die in der Bibel vorkommenden Propheten Lot, Abraham, Moses, Israel, Joseph, Jesus, David, Salomo (ca. 27 Propheten werden im Koran erwähnt) als muslimische Propheten und erzählt de facto die selben Gleichnisse mit einigen wichtigen Unterschieden und quasi Korrekturen einiger Stellen. Hauptthema des Lot-Gleichnisses im Koran: Es geht um Tyrannei, Ausbeutung, Gewalt und Unterdrückung und nicht um exklusiv um Homosexualität.
Es heißt nämlich: „Sie waren sehr grausame Unterdrücker“
Unterdrückung bedeutet Entrechtung. Damit an einem Ort Unterdrückung herrscht, muss es Zwang, Verbote, Behinderungen, Straßensperren, Hausdurchsuchungen, Erschießungen, Mord, Diebstahl usw. geben.
Die Führer des Volkes von Lot taten all diese Dinge. Dies wird im Koran beschrieben. Sodomie war nur eines der Dinge, die die Führer des Stammes Lot taten. Es geht um Gewalt und Ausbeutung. Der Grund für ihre Zerstörung war, dass sie dies durchsetzten und versuchten, jeden zu zwingen, das Objekt ihrer eigenen Wünsche und Launen zu werden, einschließlich Homosexualität. Wenn man die oben zitierten Koranverse liest, kann man zusammenfassend sagen, dass das Hauptthema des Gleichnisses von Lot Tyrannei und Unterdrückung ist.
Unwissenheit bzw. Halbwissenheit mit viel Unachtsamkeit
Hier nehmen die traditionellen Anhänger des Islam, die außerhalb des Korans niedergeschriebenen Lügen und Verleumdungen gegen den Propheten als Verbot und Gebot war. Siehe dafür einige afrikanische Staaten und weitere, muslimisch geprägte Länder. Diese Unwissenheit bzw. Halbwissenheit mit viel Unachtsamkeit zu dem Fakt, dass nur der Koran als einzig verbindliche Norm und Richtschnur zu gelten hat bzw. im Falle eines Falles als verbindliche Norm heranzuziehen ist, wird gerne unter den Teppich gekehrt.
Türkische Kulturgemeinde in Österreich ( TKG-Think Tank)
Wien, 28.02.2023
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