1848 – und die schauerlichen Folgen
Nach der Niederschlagung der Revolution von 1848 und der Unterwerfung Ungarns 1849 wurde an den Revolutionären zum Teil blutige Rache genommen.
Auch der auf Seiten der ungarischen Insurgenten kommandierende General Józef Bem (14. März 1794 – 10. Dezember 1850) stand auf der „schwarzen Liste“ der österreichischen Militärjustiz.
Am 1. Mai 1850 verurteilte ihn in Wien ein Militärgericht wegen Hochverrats in Abwesenheit zum Tode durch den Strang. Da das Urteil an dem flüchtigen Bem nicht vollzogen werden konnte, wurde am 16. Mai 1850 eine Blechtafel mit seinem Namen an den Galgen genagelt.
Józef Bem stammte aus dem 1772 habsburgisch gewordenen Tarnów (Galizien). Seine Biographie spiegelt eindrucksvoll die tragische Geschichte Polens im Zeitalter der Teilungen wider. Erste militärische Lorbeeren (1813 sogar die französische Ehrenlegion) erwarb Bem in Diensten des Herzogtums Warschau, eines 1807 geschaffenen napoleonischen Satellitenstaates. In Russisch Polen war er nach 1815 Offizier und Professor an der Warschauer Militärschule, hatte aber als polnischer Patriot wiederholt mit Anfeindungen und Repressionen von russischer Seite zu kämpfen. 1825 übersiedelte er daher in das österreichische Galizien, wo er sich der wissenschaftlichen Erforschung von Dampfmaschinen zuwandte.
1830 schloß er sich – wieder auf der anderen Seite der Grenze – dem polnischen Aufstand gegen die russische Herrschaft an und flüchtete nach der polnischen Niederlage nach Frankreich. Ab März 1848 finden wir Bem in der Habsburgermonarchie wieder. Im Oktober 1848 zeichnete er sich bei der Verteidigung des revolutionären Wien gegen die Truppen Windisch-Graetz’ aus. Nach dem Fall der Stadt entkam er nach Ungarn. Als General der Honvéd-Armee eroberte Bem Siebenbürgen für die ungarische Revolution, unterlag dann aber im Sommer 1849 der russisch-österreichischen Übermacht.
Bem flüchtete in das Osmanische Reich, wo er als Murad Pascha General wurde und zum Islam übertrat. Er starb bereits kurze Zeit später. Den Tod des gefürchteten Insurgenten-Generals ließ sich die k. k. Vertretung in Konstantinopel durch eine förmliche Erklärung der Hohen Pforte bestätigen, die hier mit der beglaubigten Übersetzung zu sehen ist. 1929 wurden Bems sterbliche Überreste nach Tarnów überführt.
Signatur: Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung Kriegsarchiv, Alte Feldakten Karton 1925a
Quelle: Michael Hochedlinger -Österreichisches Staatsarchiv
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